Von Schnupfen über Magen-Darm-Effekte bis hin zu Tumoren – viele Krankheiten, die uns Zweibeiner treffen können, sind auch in der Tierwelt zu finden. Daher ist es wichtig, dass es kompetente Experten und Expertinnen gibt, die genau wissen, welche Behandlungsmethoden und Arzneimittel für eine schnelle Genesung notwendig sind. Und ebenso existiert auch eine ganze Pharmaindustrie, die sich auf die Gesundheit von Tieren spezialisiert hat und in der ebenso studierte Tiermediziner*innen tätig werden können.
Ganz klassisch führt dich ein abgeschlossenes Tiermedizin Studium erstmal in (d)eine Praxis, in der du dich mit den Leiden von Klein- und Haustieren beschäftigst. Darunter fallen Hunde, Katzen oder Nagetiere, aber auch Reptilien wie Schlangen oder Echsen. Sogenannte Großtierpraxen sind wiederum auf die Arbeit mit Tieren aus dem landwirtschaftlichen Betrieb spezialisiert und behandeln diese vor Ort auf dem jeweiligen Bauernhof.
Das Tiermedizin Studium, welches du auch unter dem Namen Veterinärmedizin Studium antriffst, stattet dich nicht nur mit Kompetenzen aus, die dir den Weg zum*zur praktizierende*n Tierarzt oder Tierärztin ebnen: Durch die hohen Anteile an naturwissenschaftlichen Fächern wie Chemie, Biologie und Pharmakologie, kann dein Weg dich auch in die Pharma- oder Tierfutterindustrie führen, wo du dann Medikamente bzw. Lebensmittel für Tiere überprüfst und weiterentwickelst.
Wenn dich allerdings die richtig großen Katzen reizen, dann ist das Studium eher ungeeignet. Denn möchtest du in Zoos tätig werden, brauchst du ein abgeschlossenes Zoologie Studium.
Formale Voraussetzungen
Damit du zum Studium zugelassen wirst, benötigst du die Hochschulreife, die du mit dem Bestehen deines Abiturs erwirbst.
Die Fachhochschulreife reicht nur aus, wenn du dazu noch weitere Voraussetzungen erfüllst. Diese können das Durchlaufen des Tests für Medizinische Studiengänge oder eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem fachnahen Bereich sein. Dazu zählen zum Beispiel Medizinlaborant*in, Operationstechnische*r Assistent*in, Pferdewirt*in, Tierarzthelfer*in, Tierpfleger*in, Landwirt*in oder auch Medizinisch-technische*r Assistent*in (MTA). Du solltest dich in jedem Fall vorab auf den Webseiten der Universitäten informieren, welche Unterlagen du für eine erfolgreiche Bewerbung einreichen musst. Diese ist außerdem immer nur zum Wintersemester möglich. Nähere Informationen darüber, wie du dich auch ohne Abitur auf ein medizinisches Studium bewerben kannst, findest du auch auf unserer Ratgeberseite zum Thema "Medizin studieren ohne Abitur".
Ähnlich wie ein Medizin oder Pharmazie Studium, ist auch das Tiermedizin Studium zentral geregelt und du kannst es an fünf deutschen Universitäten studieren. Das sind die Freie Universität Berlin, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Universität Leipzig, die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Tierärztliche Hochschule Hannover. Du absolvierst dabei verschiedene Phasen aus Theorie und Praxis und musst am Ende das Staatsexamen durchlaufen, um deine Approbation zum Praktizieren zu erhalten.
Gibt es einen Numerus Clausus?
Das Veterinärmedizin Studium ist zulassungsbeschränkt, das bedeutet, dass es mehr Bewerber*innen als Studienplätze gibt und deshalb nach Abiturbestennoten entschieden wird. Für jedes Bundesland gilt ein anderer Numerus Clausus und die Studienplätze werden nicht von den Unis, sondern zentral vergeben. Aus diesem Grund bewirbst du dich auch nicht direkt über die Hochschulen, sondern über das Portal Hochschulstart. Dort findest du auch alle Informationen über Formalia, die du einreichen musst. Dort findest du außerdem eine Übersicht der NC-Werte der aus vergangenen Verfahren.
Persönliche Voraussetzungen
Das elfsemestrige Studium verlangt selbst Einserschüler*innen der Naturwissenschaften viel ab. Du solltest also motiviert, ehrgeizig und zielstrebig sein, um dieser Belastung standzuhalten. Denn der Begriff Vollzeitstudium kann durchaus wörtlich genommen werden und für Nebenjobs oder soziale Kontakte ist in harten Prüfungsphasen oft keine Zeit. Aber die Anstrengung wird dir mit einem abwechslungsreichen sowie sinnstiftenden Berufsalltag entlohnt. Du hast schon beim Lesen gemerkt, dass du diesem Druck nicht gewachsen bist, aber willst trotzdem gerne mit Tieren arbeiten? Dann kannst du alternativ eine Ausbildung zum*zur Tierpfleger*in, die Arbeit im Tierheim oder als Tierarzthelfer*in absolvieren.
Die Regelstudienzeit eines Tiermedizin Studiums beläuft sich auf elf Semester. Diese gliedern sich in Vorphysikum, Physikum und die tierärztliche Prüfung.
Im Vorphysikum belegst du Kurse in den Fächern:
- Physik
- Chemie
- Zoologie
- Botanik
In diesen wirst am Ende des zweiten Fachsemesters geprüft.
Hast du hier bestanden, wirst du zum Physikum zugelassen. In diesem Teil stehen dann:
- Anatomie
- Histologie
- Embryologie
- Physiologie
- Biochemie
- Tierzucht und Genetik
auf deinem Stundenplan, über die du ebenso nach dem dritten Semester eine Prüfung ablegen musst.
Hast du Vorphysikum und Physikum erfolgreich durchlaufen, durchläufst du Stück für Stück die verschiedenen Zwischenprüfungen der tierärztlichen Prüfung. Diesen Abschnitt nennt man klinischen Abschnitt. Er dauert vom sechsten bis zum elften Fachsemester und alle Prüfungen, die du innerhalb dieser Zeit ablegst, stellen die tierärztliche Prüfung dar.
Das bedeutet, dass du mit Ablegen deiner letzten Prüfung im elften Semester dein Staatsexamen erhältst. Es gibt also keine große Abschlussprüfung, die dein gesamtes Wissen auf einmal abfragt, sondern viele Teilprüfungen, mündlich wie schriftlich, über die fünf letzten Semester verteilt.
Dabei werden dir unter anderem folgende Prüfungsteile begegnen:
- Klinische Propädeutik
- Pharmakologie und Toxikologie
- Bakteriologie und Mykologie
- Allgemeine und klinische Radiologie
- Tierhaltung und Tierhygiene
- Chirurgie und Anästhesiologie
- Geflügelkrankheiten
- Tierschutz und Ethologie
- Tierseuchenbekämpfung und Infektionsepidemiologie
Wie du sehen kannst, folgt das Tiermedizin Studium also einem festen Ablauf und du solltest dich gründlich informieren, welche Fächer du belegt und welche Prüfung bestanden haben musst, um weiterzukommen.
Neben diesen theoretischen Inhalten sind außerdem sechs Praktika innerhalb deiner Studienzeit vorgesehen. Auch diese praktischen Teile haben eine Reihenfolge, die es einzuhalten gilt, um im Studium voranzuschreiten. Wir empfehlen dir deshalb die Studienordnung, die die Universitäten in der Regel auf ihren Webseiten veröffentlichen, genauestens zu lesen. Dort wird ein detaillierter Ablaufplan beschrieben und du erfährst, in welchem Semester dich praktische Abschnitte erwarten.
Die folgenden Praktika müssen von dir absolviert werden:
- Landwirtschaftliches Praktikum
- Kuratives Praktikum Praktikum im öffentlichen Veterinärwesen
- Praktikum in Hygienekontrolle, Lebensmittelüberwachung
- Praktikum in Schlachttier- und Fleischuntersuchung
- Kurative Praxis
Mit deinem Staatsexamen erhältst du auch gleichzeitig deine Approbation und kannst als Tierarzt oder Tierärztin tätig werden. Wichtig zu wissen ist, dass diese Approbation nur durch das Studieren an einer von fünf Universitäten in Deutschland erworben werden kann, die das Studium anbieten.
Von privaten Hochschulen wird der Studiengang deshalb unter den offiziellen Namen „Tiermedizin“ oder „Veterinärmedizin“ nicht angeboten, da nur staatliche Hochschulen auch staatliche Prüfungen durchführen dürfen. Falls du doch auf ein Studienangebot mit ähnlichem Namen oder Themen stößt, muss dir also bewusst sein, dass du nach deinem Abschluss nicht als Tierarzt oder Tierärztin praktizieren darfst.
Dein Tiermedizin Studium wird dich vielleicht einige Nerven kosten, aber dafür keine Studiengebühren. Die staatlichen Hochschulen erheben nämlich lediglich einen Semesterbeitrag, den du einmal im Semester (also halbjährlich) leisten musst. Abhängig von Hochschule und Bundesland liegt dieser Betrag bei mindestens 60 bis maximal 450 Euro. Dadurch ist unter anderem dein Verkehrsticket abgedeckt. Weitere Kosten entstehen nicht.
Da das Tierarztstudium deutschlandweit nur an fünf Standorten angeboten wird, ist es wahrscheinlich, dass du deinen Wohnort wechseln musst. Es kommen also Lebensunterhaltskosten für Miete und Verpflegung auf dich zu. Da nicht jeder mit der finanziellen Unterstützung von zuhause rechnen kann – oder möchte – gibt es verschiedene Wege der Studienfinanzierung. Mehr dazu findest du in unserem Ratgeber Kosten und Studienfinanzierung.
Wenn du deine Approbation endlich in der Tasche hast, stellt sich dir zunächst einmal die Frage, wie es beruflich weitergehen soll. Ein großes Ziel kann die Eröffnung einer eigenen oder gemeinschaftlichen Praxis sein. Doch zum einen brauchst du hierfür das nötige Kleingeld und zum anderen eine gewisse Berufserfahrung, um professionell sowie kompetent agieren zu können. Deshalb macht es Sinn, dich zunächst einmal nach einer Stelle in einer Tierklinik oder bestehenden Praxisgemeinschaft umzusehen.
Außerdem kannst du dein tierisches Knowhow ebenso gut in der Pharma- und Lebensmittelindustrie einbringen.
Der Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) empfiehlt in seinen Vergütungsmodellen für angestellte Tierärztinnen und Tierärzte in der Tierarztpraxis eine Mindestvergütung von 2.420 Euro brutto im Monat für das erste Halbjahr, die dann auf 2.860 Euro im zweiten Halbjahr steigen sollen.
Behalte aber im Hinterkopf, dass dies nur Empfehlungen sind, die nicht verpflichtend umgesetzt werden müssen. Je nach Standort sowie Größe der Praxis kann dein Einstiegsgehalt nochmal deutlich unter oder über dieser empfohlenen Mindestvergütung liegen.
Wie in den meisten Berufen steigt auch in der Veterinärmedizin dein Gehalt mit entsprechender Berufserfahrung. Auch für langfristig angestellte Tierärzte und Tierärztinnen hat der bpt Gehaltsvorschläge. Unterteilt wird dabei in drei Tätigkeitsgruppen, die sich im Anspruch der Behandlungsangebote unterscheiden und dadurch entsprechend höher entlohnt werden sollen.
So sollte, laut bpt, eine Person aus der dritten Tätigkeitsgruppe, die chirurgische Eingriffe wie Kolik- oder Knochenchirurgie durchführen kann, ab 15 Monaten Berufstätigkeit bis zu 4.848 Euro brutto im Monat bekommen. Wenn du mehr zu dem Thema erfahren möchtest, kannst du dich auch auf der Webseite des bpts unter dem Punkt Vergütungsmodelle entsprechend informieren.