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Beruf Physician Assistant: Arztassistent werden

Arztassistent ist in Deutschland ein sehr junger Berufszweig, der noch dabei ist, sich zu etablieren. Du willst mehr zu diesem Beruf erfahren, um zu entscheiden, ob du Arztassistent werden möchtest? Dann informiere dich hier unter anderem über den Werdegang und die Aufgaben des Physician Assistant.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Das Berufsbild des Arztassistenten (nicht zu verwechseln mit dem Assistenzarzt!) ist in Deutschland noch ziemlich jung und erst auf dem Weg, sich richtig zu etablieren. Erstmals wurde der Studiengang „Physician Assistant“ 2005 angeboten und die Anmeldungen zum Studium liefen eher schleppend. Mittlerweile wächst das Interesse an diesem neuen Beruf, so gab es Anfang des Jahres 2019 immerhin einen mittleren dreistelligen Bereich an Arztassistenten in Deutschland.

Die Bezeichnung Arztassistent ist dem internationalen Begriff des Physician Assistant (PA) entlehnt. In den USA, Großbritannien oder den Niederlanden ist der Beruf längst fester Bestandteil des Gesundheitswesens. Dem Arztassistenten werden vom Arzt delegierbare Aufgaben übertragen, sodass der Arzt wieder mehr Zeit für seine Kernaufgaben hat: den Patienten. Grundsätzlich soll ein Arztassistent eine Schnittstelle zwischen Ärzten und Pflegepersonal bilden, er entlastet durch die delegierten Aufgaben nicht nur den Arzt, sondern in Teilen auch das Pflegepersonal.

Das Physician Assistant Studium richtet sich in der Regel an Berufstätige in Gesundheitsfachberufen mit einer abgeschlossenen Ausbildung. Der Arztassistent gilt ebenfalls als Gesundheitsfachberuf und stellt eine gute Möglichkeit zur Weiterqualifizierung dar.

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Beruf Physician Assistant:
Arztassistent werden

Wie wird man Arztassistent?

Um Arztassistent zu werden, musst du ein Physician Assistant Studium absolvieren. Dieses dauert in der Regel sechs Semester, also drei Jahre, und schließt mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) ab. Die wichtigste Voraussetzung, um das Studium beginnen zu können, ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf und je nach Hochschule weitere zwei Jahre Berufserfahrung. Da sich das Studium an bereits Berufstätige richtet, wird es häufig als berufsbegleitendes Studium angeboten, in seltenen Fällen auch dual oder in Vollzeit.

Inhaltlich orientiert sich das Studium am Medizinstudium, schließlich sollst du später Ärzte entlasten und ihnen delegierbare Aufgaben abnehmen. Anatomie, Innere Medizin, Chirurgie, Notfallmedizin, Dokumentation, Medizinrecht und Grundlagen der BWL sind nur einige Module des Physician Assistant Studiums. Zudem wirst du eine Reihe an praktischen Einheiten haben, denn wie anders sollst du sonst auf den Beruf Arztassistent vorbereitet werden?

Wenn du mehr Infos zum Studium Physician Assistant haben möchtest, lies dazu unseren entsprechenden Artikel durch oder sieh dir das Hochschulangebot in unserer Datenbank dazu an:

Was sind die Aufgaben eines Arztassistenten?

Die Bezeichnung Arztassistent sagt es bereits: Ein Arztassistent unterstützt den Arzt bei der Arbeit und nimmt ihm delegierbare Aufgaben ab. Du arbeitest dem Arzt also zu, seltener auch dem Pflegepersonal. So hat der Arzt wieder mehr Zeit für seine Kernaufgaben und kann sich im besten Fall wieder intensiver um die Patienten kümmern. Wichtig: Du darfst die Aufgaben nicht eigenständig übernehmen, sondern sie müssen vom Arzt delegiert werden, denn er entscheidet darüber, welche Aufgaben er vertrauensvoll in deine Hände legen kann und welche nicht. Du bist dem Arzt aus haftungsrechtlichen Überwachungs- und Sorgfaltspflichten unterstellt, er trägt die medizinische Gesamtaufsicht.

Wie viel letztendlich an den Physician Assistant delegiert wird, hängt von seiner Qualifikation, seinen Fähigkeiten und seinen Kenntnissen ab. Im Vordergrund steht immer noch der Patient, dessen Schutz an erster Stelle steht.

Die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung nennen drei Aufgabenbereiche, in denen der Arzt vom Arztassistenten unterstützt werden soll: allgemeines Prozessmanagement, ärztliches Prozess- und Dokumentarmanagement sowie delegierbare patientenbezogene Tätigkeiten.

Unter das allgemeine Prozessmanagement fällt zum Beispiel die Entwicklung, Verbesserung und Aufrechterhaltung von komplexen Prozessen.

Zum ärztlichen Prozess- und Dokumentationsmanagement gehört zum Beispiel die Dokumentation von der Patientenaufnahme bis zur Entlassung, die Umsetzung der ärztlichen Behandlungspläne und allgemeine Dokumentation bei Visiten und Behandlungen.

Delegierbare patientenbezogene Tätigkeiten können allgemeine und medizinische Tätigkeiten in verschiedenen medizinischen Bereichen sein.

Tätigkeitsrahmen und Kompetenzen von Arztassistenten

Das hört sich alles sehr theoretisch an, so hat die Bundesärztekammer gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung einen Tätigkeitsrahmen samt Kompetenzen erstellt:

Mitwirkung bei der Erstellung der Diagnose und des Behandlungsplans, zum Beispiel:

  • Vorbereitende Erhebung der allgemeinen und fachspezifischen Krankengeschichte und Dokumentation
  • Vorbereitende allgemeine körperliche Untersuchung, auch mit einfachen Geräten
  • Erkennen wichtiger Krankheitsbilder

Mitwirkung bei komplexen Untersuchungen sowie Durchführung von medizinisch-technischen Tätigkeiten, soweit diese nicht speziellen Berufsgruppen vorbehalten sind. Zum Beispiel:

  • Vorbereitung und vorbereitende Auswertung von Laboruntersuchungen
  • Mitarbeit bei Endoskopien
  • Mitwirkung bei der Funktionsdiagnostik

Mitwirkung bei der Ausführung eines Behandlungsplans, zum Beispiel:

  • Vorbereitende Auswertung von Befunden
  • Legen peripherer Gefäßzugänge
  • Wundmanagement, Verbandwechsel einschließlich Befunddokumentation

Mitwirkung bei Eingriffen, zum Beispiel:

  • Vorbereitung des OPs: Vor- und Nachbereiten des OP- und des Instrumententischs, Intubation ohne erhöhtes Komplikationsrisiko sowie Einleiten von Narkosen
  • Chirurgische Assistenz bei Operationen: Assistenz bei verschiedenen Eingriffen, Einlegen von Drainagen sowie Wundverschluss-Techniken

Mitwirkung bei Notfallbehandlungen, zum Beispiel:

  • Einleitung von Sofortmaßnahmen bei lebensbedrohlichen Zuständen
  • Assistenz bei der erweiterten Reanimation
  • Applikation von Notfallmedikamenten (über zentrale und periphere Zugänge)

Adressatengerechte Kommunikation und Informationsweitergabe, zum Beispiel:

  • Strukturierte Weitergabe von Informationen im Team sowie an Mit- und Weiterbehandelnde
  • Unterstützung bei Visiten und ärztlichen Besprechungen
  • Unterstützung bei der Erläuterung von Diagnose, Behandlungsplan und medizinischen Maßnahmen; Compliance Management

Prozessmanagement und Teamkoordination, zum Beispiel:

  • Strukturierung der Einweisungsunterlagen; Vervollständigung von Unterlagen/Befunden
  • Krankenhausinterne Fallbegleitung
  • Einkauf, Lagerung und Logistik

Unterstützung bei der Dokumentation, zum Beispiel:

  • Dokumentation von Anordnungen
  • Vorbereitung von OP-Berichten
  • Vorbereitung von Arztbriefen, Verlegungsberichten u. Ä.

Stellenangebote finden

Einen Einblick in die Tätigkeiten des Arztassistenten hast du nun bekommen. Noch mehr Einblicke erhältst du, wenn du dir zum Beispiel verschiedene Stellenanzeigen ansiehst und so erfährst, was verschiedene Arbeitgeber konkret von dir verlangen. Oder bist du auf der Suche nach einer Stelle als Arztassistent oder willst sehen, wie derzeit das Angebot an Stellen aussieht? Auch dazu kannst du die nachfolgende Stellenbörse von Stepstone nutzen:

Wo arbeiten Arztassistenten?

Arztassistenten arbeiten überall dort, wo auch Ärzte im Einsatz sind, also in Krankenhäusern und Kliniken, in medizinischen Versorgungszentren, in Ärztehäusern, in ambulanten Einrichtungen und Notfallambulanzen sowie in Praxisgemeinschaften.

Was unterscheidet den Arztassistenten von einem Arzt?

Ganz klar: Ein Arztassistent ist kein Arzt, das ist allein schon aufgrund der unterschiedlichen Ausbildungswege nicht möglich!

Ein Arzt bzw. Facharzt hat ein 12-semestriges Medizinstudium samt Staatsexamen und anschließender Facharztausbildung absolviert, die ebenfalls noch einmal fünf bis sechs Jahre gedauert hat. Zudem bedarf es für die Ausübung des Arztberufes einer Approbation, ansonsten darf man gar nicht als solcher tätig sein. An diese umfassende Ausbildung kommt das dreijährige Bachelorstudium des Arztassistenten bei weitem nicht ran, auch wenn sich die Inhalte beider Studiengänge überschneiden. Das Bachelorstudium allein reicht außerdem nicht aus, um dich approbieren zu lassen. Der Beruf Arztassistent gilt im Prinzip als eigenständiger Gesundheitsfachberuf. Du bist kein Arzt!

Zudem gibt es in Deutschland den Arztvorbehalt. Bestimmte Aufgaben dürfen also ausschließlich vom Arzt vorgenommen werden, wie etwa nach § 48 des Arzneimittelgesetzes die Verschreibung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

Außerdem gibt es die Pflicht zur höchstpersönlichen Erbringung von Leistungen, die also nur der Facharzt vornehmen darf. Das sind zum Beispiel die Anamnese, Indikationsstellung, Untersuchung des Patienten einschließlich invasiver diagnostischer Leistungen, Stellen der Diagnose, Aufklärung und Beratung des Patienten, Entscheidung über die Therapie und Durchführung invasiver Therapien einschließlich der Kernleistungen operativer Eingriffe. (Bundesärztekammer)

Wie viel verdient ein Arztassistent?

Wie hoch das Gehalt der Arztassistenten ist, ist nur schwer zu beantworten, da es ganz unterschiedliche Angaben dazu gibt. Letztendlich ist es hier wie bei vielen anderen Berufen im Gesundheitswesen auch: Wenn nicht nach Tarif bezahlt wird, richtet sich die Höhe des Gehaltes nach Faktoren wie Standort und Größe des Unternehmens sowie den eigenen Qualifikationen. Und tatsächlich liegt die Tätigkeit des Arztassistenten in noch keinem geregelten Bereich, sodass es keinen Tarifvertrag gibt.

Wir haben uns auf verschiedenen Gehaltsportalen umgesehen, auch dort fallen die Gehaltsangaben ganz unterschiedlich aus. Gehalt.de hat zum Beispiel eine Übersicht zum Durchschnittseinkommen nach Bundesländern erstellt.

Durchschnittliches Gehalt von Arztassistenten, aufgeteilt nach Bundesland
BundeslandBruttogehalt / MonatBundeslandBruttogehalt / Monat
Baden-Württemberg3.292 € Niedersachsen2.787 €
Bayern3.190 € Nordrhein-Westfalen 3.058 €
Berlin2.866 € Rheinland-Pfalz2.982 €
Brandenburg2.401 € Saarland2.891 €
Bremen2.915 € Sachsen2.421 €
Hamburg3.212 € Sachsen-Anhalt2.382 €
Hessen3.464 € Schleswig-Holstein2.678 €
Mecklenburg-Vorpommern2.297 € Thüringen2.459 €

Quelle: Gehalt.de, Stand: März 2020

Geht man jedoch nach Gehaltsvergleich.com fallen die Gehälter höher aus. So beträgt das Durchschnittseinkommen für das Bundesland Schleswig-Holstein 5.107 Euro, für Hamburg 5.636 Euro und in Sachsen-Anhalt 4.986 Euro brutto im Monat.

Der Verdienstrahmen liegt in der Zukunft

Geht man von der beruflichen Position aus, befindet sich der Arztassistent auf der Stufe zwischen dem Pflegepersonal und den Assistenzärzten, entsprechend wäre wohl auch hier die Höhe des Gehaltes zu vermuten. Da es erst wenige Hunderte Absolventen des Studiums gibt, bleibt die Frage des Gehaltes aber zunächst offen. Das Berufsbild wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahren etablieren und dann zeigt sich auch, in welchem Verdienstrahmen es eingeordnet wird.

Der Beruf des Arztassistenten in der Kritik

Auch wenn der Beruf des Arztassistenten viele Vorteile mit sich bringt und den Arzt bei seiner Arbeit entlasten soll, ist das neue Berufsbild in Deutschland nicht gänzlich unumstritten. Zum einen kritisieren einige Ärzteverbände, dass die Aufgaben von Arztassistenten zu schwammig formuliert seien und es keine exakte Definition der Tätigkeit gebe. Was darf ein Arztassistenz? Wann überschreiten sie Grenzen?

Zudem gehe die Sorge um, dass Krankenhäuser vermehrt Arztassistenten einstellen könnten, weil sie günstiger sind als Ärzte. Und auch die Befürchtung, dass sich die Arztassistenten mehr von ihrer Arbeit erhoffen als nur das Zuarbeiten, besteht.

Dass das Studium Physician Assistant für Menschen in Gesundheitsfachberufen eine Aufstiegsmöglichkeit ist und neue Herausforderungen und Aufgaben bietet, sehen viele. Dennoch werden auch hier Stimmen laut, dass diese berufliche Entwicklung eine Sackgasse sei und nach dem Physician Assistant nichts mehr komme.

Am Ende muss jeder für sich entscheiden, ob und aus welchen Gründen er Arztassistent werden will. Nicht jeder will Medizin studieren und nicht jeder will die Verantwortung des Arztes tragen.

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